tigersprungblog

Notizen, Gedanken, Meinungen zum Profiradsport

Monat: Juni, 2011

Multimediale Einstimmung auf die Große Schleife

Mit dem immer näher rückenden Start der diesjährigen Tour de France steigt die Nervosität angesichts des anstehenden Großereignis immer weiter. Obgleich Dopingschlagzeilen oder wie in diesem Jahr die unselige Hängepartie der internationalen Sportgerichtsbarkeit in Sachen Alberto Contador teile der Berichterstattung bestimmen, entwickelt die meistbeachtete Rundfahrt der Welt immer eine gewisse kindliche Vorfreude bei mir. Die Faszination Tour de France übt ihre ganz eigene Anziehungskraft aus und findet in manchen filmischen Erzeugnissen ihren Ausdruck. Einiger solcher Videos ganz unterschiedler Art seien hier einmal aufgeführt.

Die Dokumentationsreihe „100% immersion“ des französischen Senders „Direct8“ warf im vergangenen Jahr in Person von Cécile de Ménibus einen Blick hinter die Kulisse des größten jährlich stattfindenden Sportereignis der Welt. Aus dem Jury-Fahrzeug, von der Werbekarawane aus, im Gespräch mit den Podiums-Hostessen, beim Frühstück mit der Cofidis-Mannschaft, im Übertragungswagen der produzierenden Sendeanstalt, im Gespräch mit dem renommierten Fotographen Tim De Waele und dem immer noch mit einer Schreibmaschine arbeitenden italienischen Journalisten Gianni Mura gelingt ihr ein informatives Stück über das Geschehen im Hintergrund des Events und die Arbeitsvorgänge in der Tour-Entourage.

—————————————————————————————————————————–

Der slowenische Autohersteller ist im internationalen (Profi-)Radsport als Sponsor, Ausrüster und Partner nahezu omnipräsent, so auch bei der Tour de France, bei welcher man die Jury-Fahrzeuge und zahlreiche Teamautos bereitstellt. Dementsprechend wichtig ist die Frankreichrundfahrt als Werbeplattform, weshalb man jährlich mit gut gemachten Werbevideos glänzt. Das Kurzvideo, in dem die Anforderung an das Material und Fahrer aus der Perspektive aus dem Wagen heraus dargestellt werden, transportiert die Dynamik der Frankreichrundfahrt in großartiger Art und Weise. Derart stimmungsvoll ist das Video eine wahrlich gelungene Einstimmung auf die Große Schleife.
—————————————————————————————————————————–

Der Kurzfilm „Yellow Jersey“ ist kein professionelles Machwerk von einigen indischen Autoren, das ich persönlich allerdings als sehr berührend empfand. Ein kleiner Junge, der im Fernsehen zur Zeit der Armstrong-Ära die Faszination Tour de France und die Anziehungskraft des Gelben Trikots erlebt und daraufhin mit seinem Kinderfahrrad seinen Idolen weit fernab Europas auf den staubigen Straßen Indiens nacheifert, transportiert das, was die Tour de France auch ist: Inspiration für Radsportler auf der ganzen Welt.

Ein ostwestfälisches Rennwochenende, Teil 3: Rund in Bünde

Gemäß der Planung für das Pfingstwochenende sollte „Rund in Bünde“ den Abschluss der drei Renntage machen und so begab ich mich am Sonntag Mittag noch etwas mitgenommen von den zwei Abendrennen in Gütersloh und Steinhagen zum Erich Gutenberg-Berufskolleg, wo der Start- und Zielpunkt der 2,2 Kilometer langen Runde gelegen war. Rechtzeitig angekommen bot sich, während die Nachwuchsrennen noch liefen, die Möglichkeit sich mit Bratwurst und Pommes zu stärken und mit einem Pils auszustatten, bevor ich mich im Ziellinienbereich positionierte. Das Startfeld des Elite-Rennens bot zwar keine internationale Mannschaften wie etwa Glud & Marstrand auf, nichtsdestotrotz waren hochmotivierte Vereinsmannschaften nach Bünde gekommen. Um Viertel nach Zwei erfolgte dann das Startsignal zum aus insgesamt 30 bestehenden und damit auf eine Gesamtlänge von 66 Kilometern ausgelegten Rennen.

Die Anfangsphase gestaltete sich einige Runden lang offen, da sich kein Fahrer entscheidend lösen konnte. Lediglich Julius Mundt vom heimischen RC Olympia Bünde hielt sich mit hohem Kraftaufwand eine Schleife lang knapp vor dem Feld, wurde dann allerdings geschluckt. An der Spitze zeigte sich immer wieder Sprintax Bielefeld mit einigen Fahrern und versuchte das Rennen zu kontrollieren. Mit Jan Martin Maas schickte man sogar zwischenzeitlich einen Fahrer mit in die Attacke, jedoch erfolglos. Dieses Konzept ging allerdings nur im ersten Renndrittel auf, denn mit der Absolvierung der zehnten Runde dem Ausfahren der ersten Prämie lösten sich mit Heiner Klemme vom TuS Schwarz-Weiss Enzen und Sven Kuschka vom Team BMC-action line zwei Fahrer, denen zunächst nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, was sich als folgenschwer herausstellen sollte.

Fortwährend bauten Klemme und Kuschka ihren Vorsprung weiter aus und gingen mit einem beinahe vorentscheidenden Guthaben auf die letzten zehn Runden. Im Feld hatte man derweil keine konsequente Verfolgung organisieren können und stattdessen mit Einzelattacken versucht, nach vorne zu springen und die Niederlage abzuwenden. Bald musste man allerdings erkennen, dass dies gescheitert war. Derweil behielt das Spitzenduo seine Einigkeiten und wechselte sich regelmäßig in der Führungsarbeit ab, wenngleich sich die fortschreitende Distanz auf dem nicht allzu leichten Kurs bemerkbar machte.

P1020862
P1020863
P1020864
P1020865
P1020866
P1020867
P1020868
P1020869
P1020871
P1020872
P1020873
P1020876
P1020879
P1020880
P1020881
P1020882
P1020883
P1020884
P1020885
P1020886
P1020887

Am Ende entschieden die restlichen Reserven im nochmals alles abfordernden Endspurt über den Sieg, welchen Heiner Klemme mit einem langen Spurt von der Spitzenposition aus für sich verbuchen konnte. Der sichtlich erschöpfte Sven Kuschka musste sich knapp geschlagen geben, konnte aber zurecht stolz auf die beeindruckende Flucht sein. Das zwischenzeitlich in Resignation verfallende Feld sprintete mit deutlichem Rückstand um den schließlich an Marten Meschkat von der RSG Harsewinkel vergebenen dritten Platz.

Ein ostwestfälisches Rennwochenende, Teil 2: Das Rennen in Steinhagen

Unter den schönen Eindrücken vom Vorabend beim Gütersloher Nachtrennen beschlossen wir, auch den ebenfalls vom RSV Gütersloh ausgerichteten und dieses Jahr zum achten Mal ausgetragenen Wettkampf in Steinhagen am nächsten Tag zu besuchen. Die Anreise und Parkplatzsuche verlief ähnlich komplikationslos wie schon am Tag zuvor, sodass wir am frühen Abend den 1,3 Kilometer langen und am Rathaus gelegenen Kurs in Augenschein nahmen. Während wir so auf das Rennen der KT-, A-, B-Klasse, das mit einer Startzeit um 19 Uhr etwas früher seinen Anfang nehmen sollte als die Gütersloher „City-Nacht“, warteten, sorgte das Rennen der Lokalprominenz als eines in der Reihe von vielen seit der Eröffnung durch den ebenfalls teilnehmende Bürgermeister am Nachmittag durchgeführten Konkurrenzen für einige Erheiterung. Im Anschluss an diese gelungene humoristische Einalge waren die Footbikeracer hinter den Derny-Maschinen an der Reihe ihre Konkurrenz auszutragen.

Ausgetragen als Kriterium, beinhaltete der Wettkampf-Modus des nun folgenden Elite-Rennens eine Punkteprämie alle zehn Runden so wie eine entsprechende Zählervergabe am Ende der finalen Schleife. Die beiden zuvor ausgetragenen Rennen gingen mit einer geringfügigen Verspätung einher, sodass das über 50 Runden ausgeschriebene Elite-Rennen mit über 100 Startern etwas verzögert um kurz vor halb Acht begann.

Das Starterfeld der achten Austragung des Events umfasste zu großen Teilen die Fahrer, welche am Vorabend bereits in Gütersloh teilgenommen hatten, darunter auch die dänische Mannschaft Glud & Marstrand mit dem Vortagessieger Kapser Jebjerg. Das skandinavische Continentalteam sollte sogleich auch eine prägende Rolle im Rennverlauf übernehmen, denn nach den ersten Runden deren hohen Tempo und Nervosität eine Gruppenbildung verhinderte, löste sich ein Duo bestehend aus dem Tschechen Adam Stachowiak und dem Glud & Marstrand-Profi Matthias Berling.

Eine vorentscheidene Gruppenbildung bedeutete dies jedoch nicht. Sehr aufmerksam und stets im Bilde zeigte sich über längere Distanz vor allem Niklas Droste vom RV Gießen Kleinlinden, der nicht nur die erste Prämie nach zehn Runden, sondern ebenfalls die dritte für sich entschied und daher mit zehn Punkten in die Schlussphase ging. Unterdessen versuchte sich die Glud & Marstrand-Mannschaft in weiteren Fluchtversuchen, nun vermehrt vorgetragen vom Gütersloh-Triumphator Kapser Jebjerg.

Zu diesem Zeitpunkt noch kontrolliert aber sehr wachsam fahrend, betätigte sich Dennis Klemme vom SC Wiedenbrück 2000 als fleißiger Punktesammler und sicherte sich an der Prämie drei und vier als Mitglied einer etwas größeren ersten Gruppe, welche sich etwas vom Feld gelöst hatte, jeweils zwei Zähler. In der während der Endphase geschlossenen Gruppe übernahm daher sein SC Wiedenbrück 2000 das Heft das Handelns in die Hand und arbeitete auf einen Spurt um die Zielprämie hin. Vor Kasper Jebjerg gelang Klemme tatsächlich der Coup des Gewinns des abschließenden Sprints und erhöhte somit sein Konto auf 14 Punkte, wodurch er an Jan-Niklas Droste vorbei zog, der am Ende nicht mehr unter die Punkteränge kam und mit Rang zwei vorlieb nehmen musste. Für Klemme war es nach dem Sieg beim Steinfurter Abendrennen eine Woche zuvor der zweite Erfolg der Saison. Komplettiert wurde das Podest des Abends von Jiri Nesveda, der den dritten Platz vor den punktgleichen Jebjerg, Polus und Schäfermeier okkupierte.

Nach dem Zieleinlauf der Elitefahrer verließen wir wie am Vorabend die Szenerie und verzichteten auf das abschließende Dernyrennen. Die zweite Veranstaltung des Wochenendes hatte sich ebenso gelohnt wie der Auftakt in Gütersloh und wurde mit einem schönen Glas Wein ausklingen gelassen.

Ein ostwestfälisches Rennwochenende, Teil 1: Das Abendrennen von Gütersloh

Beim Besuch des ersten Mai-Rennens in Herford hatte der Streckensprecher drei Rennen in der Region am Pfingstwochenende beworben und zwar eines am Freitag in Gütersloh, am Samstag in Steinhagen und am Sonntag in Bünde. Damals noch beinahe ferne Zukunftsmusik, stieg mit dem näher rückenden Datum die Lust, die Rennen vielleicht vor Ort zu verfolgen. Vor allem die „Volksbank City-Nacht“ in Gütersloh war mit der Charakteristik eines Abendrennens in der Innenstadt wahrlich verlockend und schnell als definitives Ziel auserkoren. Um das Rundstreckenrennen der KT- bzw. Eliteklasse verfolgen zu können, machten wir uns dementsprechend am frühen Freitag Abend auf ins durch Kirmis und Weinfest gut besuchte Gütersloh, wo wir trotz fehlenden Streckenplan bald auf den Kurs trafen. Dank eines guten Parkplatzes erreichten wir schnell die abgesperrte Strecke und kundschafteten die ein Kilometer lange Runde etwas aus. Nachdem wir den Start- und Zielpunkt erfolgreich lokalisiert hatten, suchten wir die kurz zuvor entdeckte Gaststätte „Fasan“ auf, welche mit einer leicht erhöhten Terrasse direkt an der Strasse einen guten Blick auf die sich aufwärmenden Trittradfahrer- und Rennradfahrer bot.

Gestärkt mit Tapas und einem schönen Weizen begab ich mich in die Zuschauerreihe in der Kurve hinter dem Ziel, von der aus die lange Gerade am besagten Start- und Zielpunkt so wie die Straße nach der Kurve entlang des „Fasan“ gut einsehbar war und sich somit für Fotos und Videos eignete. Praktischerweise befand sich dort außerdem ein Stand der „Neuen Westfälischen“, die neben Rasseln auch die Sonderbeilage zum Rennen verteilte, wodurch ich doch noch an eine Startliste kam, nachdem sich im Internet keine gefunden hatte. Schnell fiel mein Auge auf die eingetragene dänische Glud & Marstrand-Mannschaft, über deren Start ich zuvor schon in einem Vorbericht gelesen hatte und die ich nach dem GP Herning schon zum zweiten Mal in diesem Jahr sah. In der Stadt hatte sich derweil bereits während des Footbike-Rennens bei leichtem Abendrot und großem Publikum eine tolle Stimmung verbreitet. Mit einer kleinen Verspätung erfolgte schließlich um kurz vor Halb Neun der Startschuss zum 60 Runden à 1 Kilometer langen Rennen der KT-, A-, B-Klasse und offenbarte mit einem frühen Sturz schnell die Gefährlichkeit des Rennens.

Wie die Hektik zu Beginn bereits vermuten ließ, bestimmte Nervösität und ein hohes Tempo den Rennverlauf über das erste Renndrittel hinweg. Alle Ausreißversuche, wie etwa der vom RSV Gütersloh-Lokalmatador Felix Reinken, blieben ohne Erfolg und kleinere Lücken wurden umgehend geschlossen.

Eine weitere Entfaltung des Rennens wurde jäh unterbrochen, da ein Sturz im von mir aus nicht einsehbaren Teil des Kurses einen Krankenwageneinsatz nötig machte, was eine Neutralisierung des Rennens bedeutete. Wenngleich über den Streckensprecher baldige Entwarnung gegeben werden konnte, sorgte die Situation nach den Ereignissen beim Giro d’Italia bei mir kurzzeitig für Unbehagen. Als sich das Geschehen wieder etwas sortiert und sich die Fahrer wieder am Ziel eingefunden hatte, erfolgte der zweite Startschuss zum auf 20 Runden verkürzten Wettkampf.

Offenbar unter dem Eindruck des schweren Sturzes gestaltete sich die Anfangsphase diesmal gemächlicher. Mit fortschreitender Distanz schraubte sich dann das Tempo stückweise in die Höhe und die Mannschaften versuchten angesichts der nur noch geringen Möglichkeiten für einen Fluchtversuch ihre endschnellen Fahrer in Position zu bringen. Abwechselnd zeigten sich Fahrer an der Spitze der geschlossenen Gruppe und bereiteten den Boden für einen Zielsprint. Eingangs der letzten Runde ergriff schließlich Glud & Marstrand die Initiative und schuf die Basis für einen Sprint, der von Kasper Jebjerg schließlich mit dem Sieg bei der 33. Austragung des Abendrennens vollendet wurde. Den zweiten Platz ersprintete Falk Sebastian Hepprich für sein Regio Team SF vor Dennis Klemme vom SC Wiedenbrück 2000. Dahinter gelang Felix Schäfermeister als Mitglied des heimischen RSV ein respektabler vierter Rang.

Auf ein weiteres Footbikerennen und den abschließenden Derny-Wettbewerb verzichtend, begaben wir uns nach dem Zieleinlauf auf den Heimweg. Die schöne Streckenführung samt guter Organsiation durch den RSV Gütersloh so wie die tolle Atmosphäre hatte den Abend wirklich rundum gelungen werden lassen und die Erwartungen rundum erfüllt.