Der Radsport als Umweltsünder?

Längst hat sich der Begriff der ökologischen Nachhaltigkeit fest in unserem Denken verfestigt und Umweltverträglichkeit ist längst eine Prämisse, nach der im 21 Jahrhundert unser Handeln ausgerichtet ist. Nicht selten aber gehen in unserer Gesellschaft mit derartigen Prinzipien manche Menschen eher flexibler um und nehmen Verschmutzungen unserer Natur in Kauf. Auf derartige Missstände weisen Umweltorganisationen oft und richtigerweise hin, doch wer nach Belgien schaut, kann dieser Tage Zeuge einer Posse werden, die sich eher unter dem Bereich der PR-Aktion einordnen lässt. Dort erstattete eine Umweltgruppierung namens „La Coalition Nature“ (zu deutsch „Umweltbündnis“) im Anschluss an das vor knapp einer Woche ausgetragene Eintagesrennen Wallonischer Pfeil gegen den Belgier Benjamin Gourgue von Landbouwkrediet-Colnago, den Briten Christopher Froome vom Team Sky und den Franzosen Blel Kadri von Ag2r-La Mondiale Anzeige wegen mutwilligen Verschmutzens der Umwelt, das sie durch entsorgen der Verpflegungsverpackungen und Trinkflaschen begangen haben sollen. Zunächst könnte man beinahe meinen, dass ein solches Zeichen gegen eine vermeidliche Umweltverschmutzung angebracht sei, auf den zweiten Blick jedoch entpuppt sich dieses eher als eine äußerst kurzsichtige Aktion zur vermehrten Aufmerksamkeit für die eigene Gruppe. So ist die tatsächliche Verschmutzung der vielen weggeworfenen Trinkflaschen äußerst gering, gelten diese doch, ebenso wie die Verpflegungsbeutel, gerade bei derartigen großen Rennen zu begehrten Sammlerstücke der Fans, die diese unmittelbar nach der Passierung der Fahrer einsammeln. Natürlich verschwinden auch Flaschen bei Passagen ohne viele Zuschauer des Öfteren in der Fauna, gemessen an der großen Menge benötigter Behälter ist diese Anzahl, die nicht durch Zuschauer oder Reinigung in Orten oder Städten verschwindet, eher gering. Sicherlich ist nun anführbar, dass jene Aktivisten eher ein Symbol setzen wollten, als eine umfängliche Initiative gegen diese Praxis zu etablieren, allerdings ist an dieser Stelle die Kritik gegenüber dem Radsport kaum angebracht. Mit den Herstellern Elite und Tacx brachten zu dieser Saison zwei namhafte Hersteller, die unter anderem das Team Milram und die Cervélo-Mannschaft ausrüsten, mit der „Bio-Bottle“ und der „Hydra Nature“ komplett biologisch abbaubare Flaschen auf den Markt, die bereits im Profipeloton Einsatz finden. Deswegen kann mangelnde Bereitschaft im Profiradsport eher kaum als Rechtfertigung für die Anzeigen dienen. Auch über den Tellerrand hinaus geschaut, entpuppt sich die Aktion als unsinnig, denn wer über die Umweltbilanz des Radsports richtet, darf den passiven Aspekt des Radsports nicht vergessen. Könnte man die eingesparte CO2;-Menge der Vielzahl der durch die tollen Naturbilder und Höchstleistungen zu mehr Radfahren anstatt Autobenutzung inspirierten Hobbysportler messen, käme man mit dem Radsport und dem alljährlichen Massenhöhepunkt im Juli bei der Tour de France auf eine Umweltbilanz, die angesichts der Größe des Profizirkus jedes andere Großevent in den Schatten stellen würde. Es bleibt also zu hoffen, dass derartige Schlagzeilen eher ein einmaliges negatives Beispiel für die wichtige Arbeit der Umweltorganisation bleiben.