Gut eineinhalb Jahre nach meinem letzten Besuch eines Straßenrennens bei der Vuelta in „Holanda“ war es am diesjährigen sonnigen Osterwochenende wieder so weit. Zusammen mit Christopher Jobb, mit dem ich schon zur Spanienrundfahrt unterwegs gewesen war, sollte es hoch nach Dänemark gehen, um dort den durch zahlreiche Schotter- bzw. Sandpassagen fast legendären Grand Prix im kürzlich durch die Vergabe des Giro-Starts noch mehr bekannt gewordenen Herning am Samstag und am Tag darauf die erstmals mit 1.2-Status ausgestattete Himmerland Rundt zu verfolgen. Unsere Anreise begann am Karfreitag, als ich in Osnabrück zu Christopher ins Auto stieg und wir bei strahlendem Sonnenschein, der uns auch das weitere Wochenende begleiten sollte, nach Kiel fuhren. Für einigen Spaß sorgte unterwegs das Treffen eines Bullis des deutschen Teams Raiko-Argon 18 mit drei Fahrern, die sich ebenfalls auf den Weg nach Dänemark befanden und nach anfänglicher Verwunderung auf den im Rennstall gut bekannten Christopher reagierten. In Kiel angekommen vertrieben wir uns in der Bucht etwas die Zeit, bevor wir unser uns bei Patrick einquartierten und die Routen und Streckenbesuche für die kommenden zwei Tage planten.
Tag 1: GP Herning
Am nächsten Tag ging es in der Frühe zusammen mit den beiden ausgewiesenen Dänemark-Experten Patrick und Offi schließlich nach Herning, wo wir den Start der Fahrer zum insgesamt 199 Kilometer langen Rennen beobachteten. Die Besonderheiten des wichtigsten dänischen Eintagesrennen waren allerdings die so genannten „Grus“, nämlich sandige Schotterwege mit vielen kleinen und, wie wir später feststellen würde, großen Steinen. Solche Abschnitte, die insgesamt 30 Kilometer der Gesamtdistanz ausmachten, waren die Hauptanlaufpunkte unserer Streckenstationen und gleich der erste dieser Sektoren nach 18 Kilometern am Asbjergvej vermittelte einen Eindruck von der Faszination dieses Rennens. Nachdem wir uns perfekt in einer Kurve platziert hatten, kündigte sich das Feld samt Begleitkolonne durch eine große Staub- und Sandwolke an, bevor die hart kämpfenden Fahrer vorbeizogen:
Bei bestem Wetter steuerten wir die nächsten Streckenpunkte an und fanden uns bald darauf am Ausgang eines Grus-Stücks wieder, welches in einen Asphalt-Anstieg mündete, den wir eigentlich hatten passieren wollen, was jedoch zeitlich trotz der außerordentlichen Fahrkünste von Patrick nicht mehr klappte. Die sich von der Kurve aus botende Szenerie mit den aus dem bewaldeten Grus-Stück kommenden Fahrern machte aber viel her:
Mehr oder weniger zufällig wurden wir später auf dem Weg durch ein Waldstück namens Høgildgårdvej nördlich von Arnborg zu einem Anstieg hin auf einen weiteren beinahe kuriosen Abschnitt aufmerksam. Im flachen Bereich des Grus-Stücks vor dem Anstieg waren an einer Stelle nicht nur mehr kleine bis mittelgroße Steine zu finden, sondern vergleichsweise riesen Brocken. Etwas ungläubig inspizierten wir diese Stelle und fragten uns zwischenzeitlich sogar, ob wir nicht von der Strecke abgekommen waren.
Nach insgesamt 12 Stationen an der Strecke orientierten wir uns zurück nach Herning, um die Schlussrunden des Rennens zu verfolgen. Dort angekommen hatte sich bereits eine beträchtliche Menge an Zuschauern eingefunden, die lauthals ein inzwischen vorentscheidend ausgerissenes Spitzentrio mit Michael Reihs vom sich stets mit dem Rückkehrer Michael Rasmussen stark präsentierenden Team Christina Watches, Troels Ronning Vinther von Glud & Marstrand und dem ausnahmsweise für die dänische Nationalauswahl startenden Lars Ytting Bak, dessen Team HTC-High Road keine Mannschaft entsandt hatte, anfeuerte. Am Ende entschied den Sprint der Dreiergruppe Troels Vinther für sich, vor Michael Reihs und Lars Yitting Bak:
Im Anschluss an das Rennen begaben wir uns zum Campingplatz Ulbjerg, wo wir unsere Hütte bezogen und den Abend mit ein wenig sportlicher Betätigung, einem Tuborg-Bier und dem Sichten der Fotos ausklingen ließen.
Tag 2: Himmerland Rundt
Der zweite Tag des Dänemark-Wochenendes wurde im Vergleich zum Vortag wenig spektakulär, da die in diesem Jahr erstmals mit 1.2-Status bedachte Himmerland-Rundfahrt auf Grus-Passagen verzichtete. Da zudem der Start erst spät um Zwölf Uhr angesetzt war, gestaltete sich das Ausquartieren aus der Hütte und das Frühstück am Strand eines Fjords recht entspannt. Am Start in Ålestrup angekommen, wohnten wir der Teamvorstellung bei und besorgten Presseaufkleber, die uns später noch weiterhelfen sollte, für das Auto. Nachdem die Presseaufschriften mehr oder weniger sorgfältig angebracht waren, begaben wir uns noch vor dem Start schon in Richtung Strecke, die wir an am Hegedalsvej, dem Hügel Rebild Bakker, in Öster Hornum, in Sebbersund an der Verpflegung und in Vilsted besuchten. Landschaftlich hatte die Tour durch Himmerland einiges zu bieten, war aber jedoch trotz einiger kleinen Steigungen nicht annähernd so selektiv wie der GP Herning am Vortag. Am Ende machte im Zielort Farsø schließlich eine größere Gruppe den Sieg unter sich aus, welchen schließlich der bereits am Vortag stark gefahrene Zweitplatzierte Michael Reihs vom Team Christina Watches im Sprint vor dem sich später über die Fahrweise von Reihs echauffierenden Rasmus Guldhammer vom Team Concordia und Soren Pusdahl von Energie Fyn davon trug. Überhaupt hatte sich Christina Watches am gesamten Wochenende stark präsentiert und auch der Star des Teams, Michael Rasmussen, hatte sich in den Dienst der Mannschaft stellend um das Tempo in den Gruppen bemüht. Im Zielbereich, der mit einer Großleinwand, auf der die GPS-Positionen der Fahrer, die Durchgangslisten auf den Zielrunden und einige Livebilder gezeigt wurden eilte nach Rennende ein zuvor laut jubelende Christina Watches-Betreuer herum und stellte mir mit der Bitte um Aufbewahrung das Siegerrad vor mir hin, da er offenbar seinen Fahrer suchen musste. Es war definitiv ein nettes Gefühl, ein solches DeRosa-Schmuckstück in seiner Obhut zu haben, auch wenn es nur ein temporäres Vergnügen war, da der nette Herr die Rennmaschine bald wieder abholte.
Aus Zeitgründen auf die Siegerehrung verzichtend, machten wir uns wenige Minuten später auf den langen Heimweg, der für mich schließlich um Mitternacht zu Hause endete. In diesem Sinne nochmals danke an Christopher (dessen Eindrücke man hier nachlesen kann), Offi und Patrick. Bei aller Müdigkeit und Erschöpfung war dies ein äußerst interessantes Wochenende mit tollen Rennen, von dem die Eindrücke wohl noch einige Zeit haften bleiben werden. Mal schauen, wann sie aufgefrischt werden.