tigersprungblog

Notizen, Gedanken, Meinungen zum Profiradsport

Monat: Februar, 2012

Der baskische Radsport am Scheideweg

Euskaltel-Euskadi

In Zeiten der Globalisierung des Radsports, der erfolgreichen Großprojekte à la Sky oder Katusha, erleben wir ganz nah in Europa, wie eine Institution des Profiradsports um seine Existenz kämpft. Die Region, aus der Teile der fanatischsten Fans kommen, die alljährlich die Anstiege der Pyrenäen bevölkern, ist dabei ihre Identität stückweise zu verlieren. Die Rede ist vom Baskenland, in dem zum Einen die wichtigsten beiden Rennveranstaltungen ums Überleben kämpfen und in dem zum Anderen die inoffizielle Nationalmannschaft Euskaltel das eigene Konzept, das sie zum Unikat im Profizirkus macht, auf den Prüfstand stellt. Es war bereits im letzten Oktober, als düstere Schatten über Radsportnation in Orange aufzogen, nachdem sich der Olympiasieger und Aushängeschild des Teams, Samuel Sanchez, besorgt über die Zukunft seines Arbeitsgebers über den Ende 2012 auslaufenden Sponsoringvertrag hinaus äußerte. Nun ist das Baskenland wirtschaftlich keine Boomregion in Europa, weshalb sich der Kreis der potentiellen Geldgeber ohnehin stark eingrenzt. Als logische Schlussfolgerung tauchen nun Äußerungen der Verantwortlichen auf, man müsse darüber nachdenken, sich internationalen Sponsoren und somit auch ausländischen Fahrern öffnen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und das benötigte Budget von neun Millionen Euro jährlich aufzubringen. All dies sind wirtschaftlich wirklich sinnvolle Überlegungen, dennoch wären die Folgen für das Selbstverständnis dieser so leidenschaftlichen Radsportnation kaum abzusehen. In der ersten Zeit würden die Identifikationsfiguren Samuel Sanchez und Igor Anton weiter die Basken begeistern, doch tritt diese Riege einmal ab, könnte es schwierig sein, diese Faszination aufrechtzuerhalten. Zugleich dürften es nämlich baskische Talente etwa aus dem Orbea-Farmteam deutlich schwerer haben, den Sprung in den internationalisierten und damit höherklassigen Kader zu schaffen. Der Ausrüster Orbea bewirbt Euskaltel-Euskadi selbstbewusst mit dem Slogan „Más que un equipo“. Auf Dauer würde sich ein solcher Rennstall ohne diesen speziellen Nimbus kaum halten und man wäre eben nicht weiterhin „mehr als eine Mannschaft“. Es ist den Verantwortlichen daher zu wünschen, dass sie wirtschaftlich vernünftige Entscheidungen in Einklang mit der Teamphilosophie treffen.

Mit der Existenz- und Philosophiekrise von Euskaltel ist es im baskischen Radsport derzeit in Sachen Negativschlagzeilen leider noch nicht getan, denn die beiden anderen Stützen mit der heimischen Baskenland-Rundfahrt und der Clasica San Sebastian wackeln aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten massiv. Schuld daran ist die Schuldenkrise in Spanien, welche die staatlichen Zuschüsse massiv in Frage stellt. Die dortigen Regionalregierungen beteiligen sich in allen Teilen des Landes seit vielen Jahren in hohem Maße an der Renn- und Mannschaftsfinanzierung im Sinne der Tourismusförderung. Ohne diese finanzielle Unterstützung werden es die beiden Events sehr schwer haben, weiter zu bestehen und würden sich nach der Euskal Bizikleta (letzte Austragung 2009) und der Subida a Urkiola (letzte Austragung 2010) in die traurige Liste der erloschenen Wettbewerbe einreihen. Natürlich würden weiterhin tausende von begeisterten baskischen Fans bei der Tour de France die Pyrenäen bevölkern und für tolle Stimmung sorgen, doch auf lange Sicht wäre der Verlust besonders der prestigeträchtigen Landesrundfahrt nur schwer zu verkraften. Die Leidenschaft, wie man sie etwa an der Mauer von Aia bei der Vuelta al Pais Vasco bewundern kann, ist einfach erhaltenswert:

Die Ungewissheit über den Fortbestand der beliebten Rennen bewegt neben den Fans auch viele Fahrer im Peloton, von denen einige via Twitter mit dem Hashtag #SaveTheBasqueRaces ihre Besorgnis über die Entwicklungen zum Ausdruck brachten:

Es bleibt die Hoffnung, dass der baskische Radsport diese Zeiten ohne größere Schäden übersteht und einen Weg aus der Krise findet.

Ein Wikipedia-Artikel für das Amstel Curaçao Race

Amstel_curacao_race__wikipedia

Ein jeder Radsportfan hat wohl so seine Lieblingsrennen neben den großen Events wie der Tour de France. Bei mir ist dies neben dem Giro del Trentino, der leider inzwischen nicht mehr existenten Niedersachsen-Rundfahrt das Amstel Curaçao Race in der Karibik, ein Einladungsrennen mit den erfolgreichsten Fahrern der Saison im November. Schon weit nach dem oft als Schlusspunkt angesehenen Japan-Cup bildet das Rennen einen schönen Abschluss mit dem ich emotional mit dem Radsportjahr abschließe. Nachdem ich mich interessenshalber mit den Resultaten der bisherigen zehn Austragungen seit 2002 beschäftigt hatte, kam mir die Idee, einen Wikipedia-Eintrag dazu zu verfassen. Ich bin absolut begeistert von den vielen Nachschlagewerken im Internet, von Cycling Quotient bis eben Wikipedia, weil sie eine nahezu unendliche Recherche ermöglichen. Im Gegensatz zur italienischen und niederländischen Wiki-Ausgabe existierte im deutschen Pendant bisher kein Eintrag zum Amstel Curaçao Race, was mich zu ändern mehr und mehr reizte. Vollkommen unbedarft in Sachen Wikipedia musste ich mir zunächst ein Benutzerkonto einrichten und mich mit der Formatierung beschäftigen. Da sich das letztlich einfach gestaltete, konnte ich inhaltlich noch ein paar Details rausfinden, die mir bisher nicht bekannt gewesen waren. So fand sich etwa eine schöne Dokumentation des belgischen Sportsenders Sporza zur zehnten Jubiläumsaustragung:

Für ein bißchen Verwirrung sorgten bei mir die jährlich wechselnden Sonderwertung und die scheinbar nur manchmal ausgetragenen Berg- und Einheimischenklassements. Hat man seinen Artikel zu Testzwecken im Benutzerraum verfasst, mit ausreichend Nachweisen ausgestattet und formatiert, muss man einen Eintrag finden, von welchem aus man auf das eigene Werk verlinken kann. Dies gestaltete sich relativ schwierig, schließlich sind die Palmarès der Fahrer nie mit den Kriteriumssiegen ausgestattet und auch die Hauptartikel über die Insel wiesen keinen eigenen Punkt „Sport“ auf. Als Neuling beschlich mich zu viel Unbehagen, derartige große Einträge wegen des Curacao Race zu verändern. Fündig wurde ich schließlich im Artikel über die Brauerei Amstel, der einen Satz über das Gold Race erhielt, welcher sich leicht um das Curacao Race erweitern ließ. Somit tauchte nun in roter Schrift der Name auf, der auf den noch nicht existenten Eintrag verwies. Hier brauchte ich nur noch meinen fertigen Artikel einspeisen und schon war es vollbracht: Das Amstel Curacao Race hatte einen Artikel in der deutschprachigen Wikipedia.