Tour de France et Allemagne – Ein Ansatz mit Zukunft?

von cyclingreport

Die Frage nach Innovationen im Radsport sorgt wiederkehrend oft für viele Diskussionen, ungewöhnlich ist jedoch wenn Vorschläge von Außen kommen und an den Sport herangetragen werden. Eine solche Idee formulierte jüngst der vor einem Jahr geschaffene Club ParisBerlin in seinem Werk „99 Ideen für die deutsch-französische Freundschaft“, die der Zirkel, bestehend aus Publizisten, Medien- und Wirtschaftsvertretern beider Länder, als Ziel seines Wirkens nennt. Fast am Ende beinhaltet der Katalog unter Punkt Nummer 97 den Vorschlag zu einer deutsch-französischen Rundfahrt, die aus der Erweiterung der Tour de France um einen deutschen Part im Fünf- oder Zehnjahresrythmus erwachsen soll. Als Beispiel wird eine Route von der Ostsee über die deutschen und französischen Alpen bis nach Paris genannt, in deren Rahmen die Übertragung mit entsprechenden Bildern beide Länder entsprechend präsentieren könnte. Ohne Frage ist das weitere Zusammenwachsen beider Länder ein hehres Ziel, doch ein solches Vorhaben dürfte aus guten Gründen ein Gedankenkonstrukt bleiben. Elementar steht dem entgegen, dass die von der Amaury Sport Organisation veranstaltete Frankreichrundfahrt unter dem Gesichtspunkt ökonomischer Tragfähigkeit gesehen werden muss und angesichts des oft bizarren Umgangs in Deutschland mit der Dopingproblematik so wie dem Ausstieg mehrerer namhafter Sponsoren dürfte man hierzulande trotz der Begeisterung für den Sport in der Bevölkerung nur schwerlich in den Genuss kommen die Große Schleife zeitweise zu beherbergen, geschweige denn in einem gewissen Zyklus festgeschriebener Bestandteil zu sein. Dem gegenüber stehen zeit- und geldaufwendige Bemühungen von Metropolen wie London, Barcelona, Monaco, Sydney oder Rotterdam alleine schon für die Auftaktetappen. Derartige Ausflüge garantieren neben hohen Einschaltquoten die Wahrung der internationalen Bedeutung und angemessene Präsentation der Sponsoren, was von Deutschland derzeit leider nicht gewährleistet werden kann. Ohne Geldgeber aus der Wirtschaft wären zudem einzelne Kommunen außerdem nicht in der Lage die oft horrenden Kosten für die Tour de France zu stemmen, als Konsequenz würde die Streckenplanung zu einem finanziellen Drahtseilakt verkommen. Die ASO tut gut daran die Tour als Premiumprodukt zu wahren und den ursprünglichen Charakter mit den traditionellen Teilen wie Pyrenäen oder Alpen, die bei einer Zwei-Landesrundfahrt in diesem Umfang nicht beibehalten werden könnten, nicht zu verändern. Doch wer weiß schon, was die Zukunft bringt, schließlich formuliert der Zirkel einen Zeitrahmen für mögliche Vorhaben bis 2020, um sich die eigene Kühnheit zu gestatten, denn mutig ist dieser Vorschlag allemal. Vielleicht könnte dieser sogar der Stein für einen Anstoß zur Planung neuerer Rennen in Deutschland sein und die Vorstellung für neue Projekte öffnen, um den deutschen Radsport wieder auf die Beine zu helfen. Events über zwei verschiedene Länder sind dafür ein durchaus brauchbarer Ansatz, über den es nachzudenken lohnt.